Erbstück

2016  Südufer Freiburg
60 Min.
Co-Produzenten Kulturamt Freiburg, LaFT Baden-Württemberg
Sponsor Sparkasse Freiburg
mit Tjadke Biallowons, Alice Gartenschläger, Julie Jaffrennou, Olivia Maridjan-Koop

Menschen werden in eine Kultur hineingeboren und erhalten durch ihre Sozialisation ein Erbe, das sie als gegeben erfahren. Das Erben und Vererben geschieht nicht in einem Akt, vielmehr ist es eine fortlaufende Geschichte, die uns ein ganzes Leben lang begleitet. Es ist durchzogen von den Linien des Fühlens und der Lüste, von geschlechtlicher Kodierung und Denkmöglichkeiten, Melodien, Gerüchen, Ritualen des Abschieds und des sich Immer-wieder-neu-Gebärens.

In Erbstück widmen sich vier Performerinnen diesem Weitergeben sozialer Traditionen. Dabei bewegen sie sich in einem geschlossenen Raum.
Das rohe Fleisch, mit dem sie agieren, ist lebendige Projektionsfläche. Durch seine Präsenz wird es zum unumgänglichen Partner. Der metaphorische Umgang mit diesem Material lässt viele Assoziationen zu. Es ist das Erbe, der Vorfahr, das eigene Ich.
Durch die Begegnung der Performerinnen mit der Materie bilden sich im Laufe des Abends unendliche Widerstände zwischen Stärke und Fragilität, Brutalität und Zärtlichkeit, leiser Gewalt und Liebe.

Das Stück bietet eine Abfolge von Bildern an, die alle miteinander verknüpft sind. Die Bilder entstehen aus einer inneren Stille, aus der einfachen, schlichten Präsenz des Körpers und des Seins. Sie bauen sich in einem organischen Rhythmus auf und wieder ab und haben keine narrative Handlung.

Das Publikum kann sich um diese Fläche herum frei bewegen und seine eigene Perspektive wählen. Dies fördert eine aktive Haltung jedes Einzelnen. Der Zuschauer wird zu Selbsterfahrung, Partizipation und Sinnesschärfung angeregt und damit Teil der Performance.

Badische Zeitung - Dezember 2016
Fleisch vom Fleische
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